Marl, 1936 als Zusammenschluss mehrerer Dörfer mit dem Stadtrecht versehen, ist eine junge Stadt. Nur vereinzelt stößt man auf denkmalgeschützte alte Gebäude. Doch die Bauten, die hier seit Ende der 1950er Jahre geschaffen wurden, machen den Ort zu einer Art Internationaler Bau-Ausstellung der Nachkriegs- und Bauhaus-Moderne.

 

Das Marler Rathaus in der künstlich geschaffenen neuen Stadtmitte gehört dazu, wie auch eine Reihe weiterer Beispiele, die wir hier nach und nach ausführlicher vorstellen wollen: das Gebäude des heutigen Grimme-Instituts, das Hallenbad, das Jahnstadion im Jahnwald, die Hügelhäuser, die Paracelsusklinik, etliche Schulbauten wie die Scharounschule, das ASGSG (Albert-Schweitzer-/Geschwister-Scholl-Gymnasium), der Erweiterungsbau des Berufskollegs (künftig „Marschall 66“), die Heinrich-Kielhorn-Schule, die derzeit leider abgerissene Goetheschule, die beiden Schulen am Merkelheider Weg, die Willy-Brandt-Gesamtschule, dazu etliche Kirchen aus dieser Zeit wie die Erlöserkirche, die sog. „Zeltkirche“, die Sinsener Kreuzkirche, die Dreifaltigkeitskirche und das leider ebenfalls abgerissene Versöhnungszentrum.


das marler rathaus

Das charakteristische Bauwerk des demokratischen Neubeginns nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde 1967 fertiggestellt. Die Architekten (J. H. van den Broek und J. B. Bakema) hatten eine bis dahin weltweit einmalige, kühne Hängekonstruktion für die Türme mit den Verwaltungsbüros erdacht. Die Publikumsbereiche sind leicht zugänglich; der Sitzungstrakt ist mit innovativem Faltwerk überdacht. Nach hitzigen Diskussionen steht das Rathaus heute unter Denkmalschutz und wird zeitgemäß saniert.



Das Grimme-Institut

Das Gebäude des heutigen Grimme-Instituts, 1955 eröffnet, war das erste speziell für eine Volkshochschule gebaute Haus Nachkriegsdeutschlands, das auch die Stadtbibliothek beherbergte.

„Der aufstrebenden Stadt einen Glückwunsch zu Geist und Architektur dieses Hauses der praktischen Demokratie“, so befand ein prominenter Politiker.

Nach fast zwanzig Jahren reichte der Platz nicht mehr; die VHS, in Marl "insel" genannt, und die Bibliothek bekamen neue Räume. 1977 bezog das Adolf-Grimme-Institut den schönen Ort.



Blick vom Schulhof zu den "Klassenwohnungen"

Die Scharounschule

1964 legte wurde der Grundstein gelegt für eine außergewöhnliche Volksschule, später benannt nach ihrem Erbauer Hans Scharoun. Hier wurde bei der Planung von den Bedürfnissen des Kindes aus gedacht mit dem Ziel, freie, mündige Menschen für die Nachkriegsdemokratie heranzubilden.

Heute beherbergt die Schule die städtische Musikschule und die Aloysius-Grundschule. 2005 stand der Abriss bevor, doch durch großes, weltweites Engagement gelang die Rettung!

Gute Informationen zur Scharounschule bietet auch eine Broschüre der Stadt Marl, die man hier als pdf ansehen oder herunterladen kann.



Foto © Stadt Marl, Pressestelle

Marschall 66

In dem ehemaligen Schulgebäude an der Kampstraße 4A wird das Marler Skulpturenmuseum seine Zukunft finden. Es ist ein lange abgeschriebener, abrissbedrohter, kürzlich dann unter Denkmalschutz gestellter Ort. Sein Name nimmt Bezug auf den Marler Stadtplaner und Architekten Günther Marschall, welcher hier Mitte der 1960er Jahre eine Volksschule entwarf, die spätere Hauptschule an der Kampstraße.



Foto: Broschüre "Hallenbad Marl", Hrg. Wasserfreunde Marl u. Stadt Marl 1964

das hallenbad

Mit freiem Blick auf das zukünftige Rathaus wurde das Hallenbad 1964 feierlich eröffnet. Der neue Stadtkern war im Aufbau. Das Planungsteam, bestand aus dem zukunftsweisenden Stadtplaner und Architekten Günther Marschall sowie Heinz Burbaum und Hans Joachim Thielke. Nun hatte die Marler Bürgerschaft ihr eigenes Hallenbad, bald schon als Ikone der Architektur im Gespräch und attraktiv auch für zahlreiche BesucherInnen aus den Nachbarstädten.

Doch heute ist es komplett verschwunden, abgerissen gegen viele Widerstände.