Das Hallenbad - Entstehung, Vision und Ende


Foto: Broschüre "Hallenbad Marl", Hrg. Wasserfreunde Marl u. Stadt Marl 1964

Fotomontage © Theo Deutinger

Die Entstehung

Im Jahr 1964 wurde in Marl ein Hallenbad mit freiem Blick auf das zukünftige Rathaus feierlich eröffnet. Die Volkshochschule die insel, Gymnasien, Grundschulen und eine Berufsschule lagen in direkter Nachbarschaft, umgeben von Grünflächen. Der neue Stadtkern war damals im Aufbau. Das Planungsteam bestand aus dem zukunftsweisenden Stadtplaner und Architekten Günther Marschall sowie den Architekten Heinz Burbaum und Hans Joachim Thielke. Für die künstlerischen Arbeiten am Bau konnten namhafte Personen gewonnen werden: Die Bildhauer Emilio Greco (Plastik „Große Badende“) und Eugen Roth (Brüstungsverkleidung der Schwimmhalle), Liselotte Kuntsche (Mosaikböden der Schwimmhalle) sowie der Fotograf und Musiker Ivan Köves (Fotofresko in der Milchbar – Näheres dazu hier).

 

Nun hatte die Marler Bürgerschaft ihr eigenes Hallenbad, bald schon als Ikone der Architektur im Gespräch und attraktiv auch für zahlreiche BesucherInnen aus den Nachbarstädten.

Das Ende

Doch im Jahr 2015 beschloss der Rat der Stadt Marl den Abriss des Gebäudes. Es drohte der Einsturz. Zwar war für Spaßbegeisterte in den 1980er Jahren noch eine geschwungene Außenrutsche installiert worden, aber bereits 2001 wurde das Bad wegen Sicherheitsmängeln geschlossen und verrottete. So wurde es zu einem weiteren Beispiel aus der Reihe der sogenannten Lost Places, das später in einem Video festgehalten wurde. 2016 kamen die Abrissbagger. Heute grünt eine Wiese anstelle der einstigen Ikone der Architektur.

Eine Vision

Die Initiative Zukunft findet Stadt wollte den Abriss des Hallenbades verhindern und fand in dem visionären Architekten Theo Deutinger einen Verbündeten. Gemeinsam kämpften sie dafür, das Hallenbad vorerst zu erhalten. Theo Deutinger hielt es für eine architektonische Perle, mit der Marls Mitte zu einer einzigartigen Kulturlandschaft aufgewertet werden könne. Die Fläche rund um das Hallenbad, einbezogen das marode Gebäude selber, könne zu einem "Garten der Moderne" werden. Die Bürger von Marl sollten in die Planung, Konzeptentwicklung und Umsetzung dieser bestechenden Idee mit einbezogen werden. Denkbar war eine Nutzung der Fläche als Treffpunkt für an Kultur interessierte Menschen. Konzerte, Freiluftkino, Gastronomie, Sport- und weitere Freizeitevents wären dort möglich gewesen.

 

Deutinger stellte sein Konzept zum "Garten der Moderne" im Juni 2015 dem Rat der Stadt Marl vor. Es gab viele Ratsmitglieder, die das Vorhaben unterstützen wollten, jedoch fand sich letztendlich keine Mehrheit im Rat zur Umsetzung des Konzeptes. Es gab auch kein Moratorium für den Abriss des Hallenbades. Schade, dass diese einzigartige Möglichkeit vertan wurde!



Fotos vom Hallenbad 1964 (aus der Broschüre "Hallenbad Marl", Hrg. Wasserfreunde Marl und Stadt Marl 1964), 2011 und die Vision Theo Deutingers 2014 (im letzten Foto links mit Heinz Mayer):