Die Best-Zeit Story geht weiter: Symposium mit Ivan Köves

Wenngleich die Initiative Zukunft findet Stadt den Abriss des Hallenbades 2016 nicht verhindern konnte, so wollte sie doch die Best-Zeit Story retten, das Fotofresko von Iván Köves aus dem Hallenbad. Jahrzehnte lang hatte es die Wand der Milchbar geziert, doch in der langen Zeit des Leerstands seit 2001 war es im schlecht gesicherten Hallenbad bereits dem Vandalismus zum Opfer gefallen.

Das Fotofresko

Mit seiner riesigen Komposition auf der acht Meter breiten und 1,60 Meter hohen Wandfläche bezweckte Köves, wie er selber formulierte, die sinngemäße Zusammenfügung von Architektur, Frische und Sport. Durch die Wiederholung einer Struktur erhielt die Wand einen Marmor-Effekt. Mit dem Motiv der stilisierenden Darstellung eines Schwimmers (dargestellt von Samy Molcho) wurden die Marmorstrukturen assoziativ zu Wellensegmenten umgewandelt, wobei die Formgebung dieser visuellen Darstellung den Gesetzen der Musik entsprang. Nach dem sequenzartigen Aufbau des Amerika-Liedes aus Leonard Bernsteins West-Side Story wurden die grafischen Themen und Sequenzen Elemente zur Stilisierung des Sports der Best-Zeit Story.

Der Künstler

Iván Köves war Musiker, 1960 Mitbegründer der Philharmonia Hungarica und als Fotograf ein Chronist der Aufbruchsstimmung im damaligen Marl. Im Alter zog es den Künstler wieder in seine Heimatstadt Budapest. Als die Initiative Zukunft findet Stadt dort Kontakt zu ihm aufnahm, zeigte er sich entsetzt über die Abrissplanung für das Hallenbad und die Zerstörung seines Kunstwerkes. Diesem einzigartigen Bau, mit seinen besonderen Konstruktionen und künstlerischen Elementen sollte der Abriss bevorstehen? Er freute sich, dass die Initiative sein künstlerisches Werk Best-Zeit Story retten wollte. Das noch vorhandene Negativ seiner Fotomontage stellt er sofort für eine Rekonstruktion zur Verfügung und reiste dafür persönlich nach Marl.

Fotomontage © Jürgen Wolter

Das Symposium

Die Initiative Zukunft findet Stadt plante gemeinsam mit der Stadt Marl und Iván Köves ein Symposium der besonderen Art im Grimme Institut. Als Moderatorin fungierte die Kultur- und Medienmanagerin Hella Sinnhuber, die durch ihre langjährige Freundschaft mit Köves und seiner Familie viele Details aus deren Leben kannte. Iván Köves war Musiker, daher sollte auch die Musik den Ansprüchen des Künstlers gerecht werden. So bot der ungarisch-bulgarische Pianist Georg (Gogo) Baberkoff aus dem Freundeskreis von Köves auf einem Flügel den Song America aus Leonard Bernsteins West Side Story dar. Ohne Bernstein hätte es dieses Bild nicht gegeben, sagte Köves.

 

Der Stadt und der Initiative gelang es, namhafte, damals am Bau des Hallenbades beteiligte Menschen zusammen zu bringen. Im Gespräch mit Hans Joachim Thielcke, leitendem Architekten beim Bau des Hallenbades und Peter Köddermann vom Museum für Architektur und Baukunst erinnerte sich Ivan Köves an die Zeit der Errichtung des Bades und die Entstehung des Fotofreskos. Auch verglichen sie den gegenwärtigen Stellenwert der Kunst am Bau damals und heute.

 

An der Veranstaltung im Grimme Institut nahmen Marler BürgerInnen und weitere Interessierte teil und nutzten die Möglichkeit, sich an die schönen Zeiten im Hallenbad zu erinnern. MarlerInnen berichteten, dass sie gefühlt ihre ganze Jugend im Hallenbad verbracht hatten. Jährlich wurden dort die westdeutschen Schwimm- Meisterschaften organisiert. Auch die Milchbar mit dem großen Schwimmer an der Wand war damals ein begehrter Treffpunkt. Sonntags traf man sich gern zum Jazzfrühschoppen.

Jazzfrühstück in der Milchbar 1998: Die 2 aus Sogra-City

(Claudius Reimann Sax, Peter Pfeifer Gitarre)

Die Fortsetzung

Eine Rekonstruktion des Kunstwerkes anhand des Original-Negativs wurde von Stefan Rüters Werbeagentur news-media gesponsert. Die feierliche Übergabe der neuen Fotomontage in überarbeiteter Form erfolgte am 29. Mai 2016 im Rathaus Marl. Leider hat Ivan Köves diesen Tag nicht mehr erlebt. Er starb im August 2015 in Budapest. Die ursprüngliche schwarz-weiße Fotomontage ist heute in verkleinerter Form und leicht coloriert im Guido-Heiland-Bad zu bewundern.

 

Die Initiative Zukunft findet Stadt ist dankbar es möglich gemacht zu haben, Ivan Köves noch einmal nach Marl zu holen und sein Fotofresko Best-Zeit Story weiterleben zu lassen – wie ehedem in einem Schwimmbad.



Moderatorin Hella Sinnhuber im Gespräch mit Ivan Köves

Peter Köddermann mit Architekt Hans Joachim Thielke

Ivan Köves dirigiert Bernsteins Melodie.