im Foto mit den Rookies, der jüngsten Rollhockey-Mannschaft
Zwischen Langeweile und Aktion
Mein Marl-Bewusstsein entwickelte sich im Jugendalter in den 60er Jahren. Damals erschien mir Marl bieder und langweilig. Nur die Disko „Drogenhöhle“ Metro war eine vielbesuchte Ablenkung.
Politische Aktionen (Happenings), wie in der großen Außenwelt, gab es erstmals durch den CLEF, den politischen Jugendclub mit zeitgemäßer Ausrichtung. Toll war die Reaktion in der Öffentlichkeit. Sofort wussten alle davon, Freund und Feind waren direkt zu erkennen. Lerneffekt: Nicht abwarten- Machen- Öffentlichkeit herstellen! Bis zu drei Tageszeitungen berichteten fleißig, verschafften Aufmerksamkeit und dadurch „kurze Drähte“ in der Stadt und viele Möglichkeiten der Gestaltung.
Mit DO-IT (Initiative zur Jugendkultur) fand nahezu unser gesamtes Freizeitleben in der Öffentlichkeit statt. Meinung äußern und gestalten, künstlerische Ausdrucksformen erproben und nutzen, schlug sich in großen und kleinen Aktionen nieder.
Bei Prikkel-Pitt (Rockmusik für Kinder) wurde das Wechselspiel zwischen Bekanntheit und Möglichkeit in unserer Stadt extrem deutlich. Neben bundesweiten Auftritten waren unsere Shows im Theater Marl und bei ausgewählten Einrichtungen für uns immer eine Besonderheit.
Als Rollhockeytrainer beimVfL Hüls startete ich 2016 unser Projekt International. Wir unterstützen Mädchen und Jungen aus geflüchteten Familien in vielfältiger Form auf ihren neuen Wegen. Sportlich ging es bis in die Damenbundesliga, und 2025 schafften die ersten Mädchen ihr Abitur. Auch hier war das Wechselspiel zwischen Bekanntheit und Möglichkeit in Marl von zentraler Bedeutung.
Ich empfinde Marl noch immer als etwas langweilig, aber hier ist für mich der Lebensraum, in dem ich kaum Grenzen bei meinen Aktivitäten erfahren habe. Und das ist gut so!